Wir stehen vor der weltweit nördlichsten mittelalterlichen Kirche von Trondenes, die sich seit 750 Jahren im Wasser des Vågsfjords spiegelt. Weit draußen im Fjord sehen wir die MS Midnatsol
den Hafen von Harstad verlassen und an uns vorbeifahren. In etwa 4 Stunden werden wir sie in Sortland wiedersehen und zurück an Bord gehen. Die kleine von aussen schlichte Kirche ist im Innenraum
reich dekoriert und wunderschön. Wir nehmen in den Bänken Platz und unsere Reiseleiterin erzählt uns einiges zur Geschichte der Kirche.
Wir kommen aus der Kirche, ich mache noch einige Fotos auf dem Friedhof, gehe zur vereinbarten Zeit zum Bus und setze mich auf meinen Platz. Nach und nach steigen alle anderen ein, nur mein Papa nicht. Als nur noch er fehlt, schwant mir, dass er mit den Leuten aus dem anderen Bus zum benachbarten Historischen Zentrum gelaufen ist. Mittlerweile hat man uns mitgeteilt, dass wir jetzt zunächst zur Adolfkanone fahren. Ein Privileg für uns, weil wir mit einer Fähre später fahren müssen, denn beide Busse passen nicht zusammen auf eine Fähre. Da ich weiß, dass Papa die Kanone mit Sicherheit interessiert, renne ich rüber zum Museum, um ihn zurückzuholen. Er ist tatsächlich dort, hat schon seine Jacke an der Garderobe abgegeben und ist schon weit ins Museum vorgedrungen. Aber unser Bus wartet, bis wir zurück sind und los gehts zur Adolfkanone in Harstad!
Die Adolfkanone ist die größte an Land stehende Kanone der Welt und wurde von der deutschen Besatzungsmacht während des Zweiten Weltkriegs gebaut. Sie ist heute die einzige vollständig restaurierte Festungsanlage der Welt und besitzt daher großen historischen Wert. Während mein Papa mit den anderen die Kanone von innen begutachtet...
...schaue ich mir draussen lieber die traumhafte Landschaft an, obwohl das Wetter nicht so freundlich ist.
Wir fahren zum Historischen Zentrum von Trondenes zurück, das sich neben der kleinen weißen Kirche befindet, um es zu besichtigen. Es zeigt mithilfe von archäologischen Objekten, Musik, Gerüchen
und Klängen eine Ausstellung über die spannende Geschichte Nordnorwegens. Wir wandern an grandios bestickten Gobelins vorbei durch die nordnorwegische Wikingerzeit und das Mittelalter bis in die
Zeit des Zweiten Weltkriegs und die heutige Gesellschaft.
Der Bus fährt uns weiter über die Inselwelt der Vesterålen an einsam stehenden Häuschen und immer wieder verschneiten Bergen, Seen und Fjorden entlang, in denen Fischerboote ihre Netzte auslegen.
An einem Fjord machen wir eine 10 minütige Pause, in der wir uns am Ufer die Beine vertreten. Ein lautes Krächzen über uns weckt unsere Aufmerksamkeit.
Wir sehen...juchu...einen Seeadler, der sich mit einem Raben balgt! Immer wieder fliegt der Rabe den Adler an und es sieht tatsächlich so aus, als ob sie miteinander spielen, ein wunderbarer Anblick!
Nach der Pause fährt uns der Bus weiter über die Insel Hinnøya bis zur Fähre, die uns über den Gullesfjord bringt. An Bord der Fähre wird uns lecker Kaffee, Tee und Kuchen serviert. Leider
regnet es mittlerweile sehr und ein Aufenthalt auf der Fähre draussen macht nicht wirklich Spaß. Aber die Aussichten begeistern uns auch durch die verregneten Fenster der Fähre und später auch
des Busses. Da wir bei der Adolfkanone waren, entging uns leider die Möglichkeit, die MS Midnatsol zu sehen, wie sie unter uns unter der Brücke bei Sortland hindurchfährt, während wir direkt
darüber fahren. Aber man kann eben nicht alles haben, bei der Kanone wars ja auch schön ;o) Unser Schiff liegt schon vor Anker und wartet auf uns.
Gegen halb drei kommen wir, nachdem wir uns am oppulenten Mittagsbuffet bedient haben, während einer kleinen Verdauungsrunde an Deck 9 in Stokmarknes an. Hier bleiben wir eine Stunde vor Ort. Es gibt ein Hurtigrutenmuseum, das mein Papa sofort ansteuert. Ich halte mich lieber draußen auf und mache einen kleinen Gang durch den Ort und auf die Brücke über den Fjord. Ich kann allerdings nur jedem dazu raten, ins Museum zu gehen, denn im Nachhinein habe ich von den anderen erfahren, dass man im Zuge dessen auch das restaurierte Hurtigrutenschiff "MS Finnmarken" besichtigen kann, unter anderem auch die Kapitänsbrücke. Das hätte ich schon gern gesehen...muss ich also nochmal wiederkommen ;o) Auch Papa hat den Weg auf das Schiff leider nicht gefunden, obwohl er im Museum war.
Wir fahren weiter auf die Lofoten zu und auch ein weiteres Mal am Trollfjord vorbei. Der Kapitän lässt wieder die Suchscheinwerfer spielen, aber das Wetter ist so schlecht, dass wir uns nicht lange aufhalten. Weiter gehts nach Svolvær, an das wir so großartige Nordlichterinnerungen haben. Zwei Stunden Aufenthalt haben wir hier, die sich allerdings auf etwas mehr als eine Stunde verkürzt, da wir sonst das Abendmenue verpassen würden und das geht gar nicht!
Wohlgesättigt verlassen wir das Schiff und diesmal besuche ich mit Britta die Eisgalerie "Magic Ice" direkt am Kai, während Papa eine Runde spazierengeht.
Im "Magic Ice", das 2004 eröffnet wurde, gibt es wunderschöne Eisskulpturen und eine Bar ganz aus Eis, die in diversen Farben angeleuchtet werden, zu sehen. Am Eingang bietet man uns ein Cape an, das uns gegen die Kälte schützt, aber wir sind warm genug angezogen. Das Ambiente ist schon einmalig! Die teilweise dramatisch beleuchteten Skulpturen erzählen vom Leben auf den Lofoten, den hart arbeitenden Menschen, der unberechenbaren Natur, vom Aberglauben und von alten Traditionen. Dazu läuft eine angenehme Musik... Selbst die Gläser an der Eisbar bestehen aus durchsichtigem Eis. In diesen Eisgläsern wird eine große Auswahl an verschieden angebotenen Getränken serviert, ein Erlebnis...man muss aufpassen, dass einem die Zunge nicht am Glas festfriert ;o)
Als ich das Magic Ice verlasse, beschlägt meine Kamera, da es draussen viel "wärmer" ist. Heute kann ich mich auf eine ruhige Nacht freuen, da auf Grund des schlechten Wetters keine Chance auf Nordlicht besteht. Und wenn doch, gibts ja den Weckdienst des Kapitäns :o)
Ich mache einige letzte Fotos für heute und gehe wieder aufs Schiff zurück.
Gute Nacht!
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