Schiffshebewerk und Edinburgh
Den 5. Tag unserer Reise wollen wir in Schottlands Hauptstadt Edinburgh verbringen, bevor wir abends zu unserem nächsten Hotel nach Kinross fahren. Wir verabschieden uns vom gemütlichen Winnock Hotel und fahren über Land am Carron valley reservoir vorbei. Es ist unglaublich windig, fast schon stürmisch, und der Wind fegt weiße Schaumkronen über den großen See. Einige Zeit später steht ein Auto mit Warnblinklich mitten auf der Straße. Wir denken zunächst, dass es eine Panne hat, aber es steht da, um den Verkehr zu stoppen, weil eine Rinderherde über die Straße getrieben wird.
Im Reiseführer habe ich gelesen, dass es sich lohnen soll, unterwegs in Falkirk anzuhalten und sich einen ungewöhnlichen "Aufzug" anzuschauen, das Schiffshebewerk Falkirk Wheel. Also statten wir ihm vorher einen Besuch ab. Und es ist tatsächlich sehr beeindruckend! Wo früher die Schiffe mit Hilfe von 11 Schleusen die Höhe von 35 Metern bewältigen mussten, reicht heutzutage dieses eine gigantische Stahlrad aus, um sie in die Höhe zu heben.
Wir fahren weiter nach Edinburgh und verzweifeln dort fast auf der Suche nach einem bezahlbaren Parkplatz. Im Parkhaus will man uns ab 5 Euro die Stunde abknöpfen! Das ist uns denn doch zu viel, also: Keiner hinter uns? Dann schnell wieder rückwärts raus....
Wir fahren in ein Wohngebiet und finden zum Glück (vermeintlich, aber dazu später) eine freie Parkbucht an der Straße.
Edinburgh zieht uns sofort in seinen Bann, eine tolle Stadt! Wir laufen einfach drauflos in Richtung Edinburgh Castle, ich habe das Gefühl, wir lassen keine der ausgetretenen Treppengassen aus.
An dieser Straßenecke (Bild oben) überrascht uns eine Hundestatue, vor der andauernd Trauben von fotografierenden Menschen stehen, um sich mit Bello (eigentlich Bobby ;o) zu verewigen. Ich frage eine junge Frau, was es mit dem Hündchen auf sich hat und sie erzählt mir folgende Geschichte:
Greyfriars Bobby († 1872) war ein Skye Terrier, der durch die außerordentliche Treue zu seinem Herrchen bekannt wurde. Bobby gehörte dem Polizisten John Gray und soll, als er gerade mal 2 Jahre alt war, nach dessen Tod im Jahr 1858 den Rest seiner 14 Lebensjahre treu am Grab seines Herrchens auf dem Kirchhof der Greyfriars Kirche in der Edinburgher Altstadt verbracht haben. Angeblich verließ er den Friedhof nur zu den Mahlzeiten im nahe gelegenen „Coffee House“. Bobby starb im Alter von 16 Jahren und wurde in der Nähe seines Herrchens auf dem Greyfriars Kirkyard beerdigt, heimlich, weil eine Beerdigung von Tieren dort verboten ist.
Wir trennen uns von Bobby und marschieren weiter durch die Altstadt Edinburghs. Auch hier gibt es Straßenkünstler, uns gefällt der Dudelsackspieler besonders gut!
Als wir am "Scotch Whisky" Haus vorbeikommen, ist klar, ich muss allein ins Castle und meinen Gatten danach im Whiskyhaus wieder einsammeln!
Vor der Festung lassen wir uns noch zur Erinnerung von einem jungen Mädchen ablichten bevor wir uns für 2 Stunden trennen und unseren unterschiedlichen mehr oder weniger feuchtfröhlichen Interessen nachgehen.
Edinburgh Castle, vielfach belagert, zerstört, aber immer wieder zu alter Größe aufgebaut, wirkt mit seinen vielen verwinkelten Gassen wie ein mittelalterliches Dorf.
Das Gelände des Königsschlosses ist groß, es sind verschiedene Gebäude zu besichtigen, wie beispielsweise das "Scottish National War Memoria" oder die "St. Margaret's Chapel".
Letztere recht kleine Kapelle ist das älteste Gebäude im Castle und auch das älteste Gebäude von ganz Edinburgh. Gebaut wurde sie im 12. Jh. von König David I. als königliche Familienkapelle. Er widmete die Kapelle seiner Mutter Saint Margaret Of Scotland, die im Edinburgh Castle im Jahr 1093 starb. Robert The Bruce zerstörte Edinburgh Castle später, um es dem Zugriff der Engländer zu entziehen, wobei er jedoch die Kapelle verschonte. Die Zerstörung stellte sich als großer Erfolg heraus, denn Bruce konnte bekannterweise Edward II. besiegen. Auch heute noch wird die Kapelle genutzt.
Hier weitere Impressionen der Festung:
Und von allen Ecken Edinburgh Castles hat man lohnenswerte, wunderbare Aussichten über die Stadt!
Nachdem ich mich vom unglaublich stürmischen Wind ordentlich habe durchpusten lassen, schaue ich mir das Schloss von innen an.
Die Ausstellungen und The Great Hall sind beeindruckend. Nur die schottischen Kronjuwelen "Honours of Scotland" im "Crown Room" muss ich hier leider schuldig bleiben, die dürfen nicht fotografiert werden und werden mit Argusaugen bewacht!
Die ältesten Insignien Europas umfassen die Krone, das Zepter und das Staatsschwert.
Edinburgh Castle ist reich an Geschichten. Die vielleicht schönste, ist die vom geheimnisvollen "Stone of Scone", den ich auch im "Crown Room" besichtige. Der „Stein von Scone“ ist der
Königsstein, ein quaderförmiger Block aus rotem Sandstein und 152 Kilogramm schwer. Darauf setzten Schottlands Könige ihren Fuß beim feierlichen Inthronisierungsschwur. Nach langem hin und her
zwischen London und Schottland kehrte der Stone of Scone erst im Jahre 1996 offiziell und in einer feierlichen Zeremonie nach Edinburgh zurück. Die kleine Kammer, in der Maria Stuart ihren Sohn
James zur Welt brachte, beeindruckt mich ebenfalls sehr. Direkt daneben liegen ein Riesenschlafzimmer und viele große Räume, aber zur Geburt ihres Kindes liegt die Frau abseits
in einem winzigen Raum, in den mal gerade das Bett hineinpasst. Versteh einer die Schotten... ;o)
Die zwei Stunden gehen schnell vorbei und draussen vor dem Castle treffe ich wieder auf meinen Mann, der wider Erwarten einen recht nüchternen Eindruck macht. Wir spazieren die Royal Mile hinunter, haben Spaß vor diversen Spiegeln oder Schildern und machen noch einen kleinen Abstecher in die St. Giles Cathedral.
Da Wolfgang wieder Probleme mit seinem Knie hat, geht er direkt zum Auto zurück. Ich mache mich auf den Weg zum Carlton Hill, er will mich auf der anderen Seite am Fuße des Hügels wieder einsammeln.
Es geht auf den Sonnenuntergang zu und als ich den Hügel erklimme. Andere Fotografen schleppen ihre Stative auf den Hügel, Paare haben Wein und Käse oder andere schöne Dinge im Rucksack dabei. Hier ist anscheinend der beste Platz in der Stadt, um den Sonnenuntergang zu genießen, auch wenn es zur dieser Jahreszeit nicht unbedingt mehr warm ist.
Und tatsächlich ist die Aussicht herrlich und Edinburgh erstrahlt in einem wundevollen goldenen Licht!
Nur schwer kann ich mich von diesem Ort trennen, aber ich weiß, dass Wolfgang unten auf mich wartet. Letztendlich brauche ich doch länger als gedacht, denn es gibt keinen direkten Weg hinunter. Irgendwann fährt ein Auto auf mich zu, es ist unseres. Mein Gatte reicht mir eine Plastikhülle...oje, soviel zu unserem Parkglück...ein saftiges Knöllchen der Stadt Edinburgh mit besten Grüßen! Umgerechnet 90 Euro müssen wir latzen, 60 Euro, wenn wir innerhalb 14 Tagen überweisen. Wir ärgern uns nicht lange und machen uns auf den Weg nach Kinross, dort liegt unser nächstes Hotel.
Im Nachhinein betrachtet ist es gut, dass wir uns nicht lange geärgert haben. Denn als ich von zu Hause aus den Betrag überweisen will, finde ich nirgendwo die Bankverbindung, nicht auf dem Knöllchen und auch nicht im Internet. Also maile ich an die Stadt Edinburgh, dass ich das Knöllchen ja gerne bezahlen würde, aber nicht weiß wo und wie. Nach einer Weile bekomme ich dann die freundliche Antwort, man würde uns das Knöllchen erlassen, da wir das erste Mal in Edinburgh waren und noch nicht vertraut seien mit dem komplizierten Parksystem. Wir möchten uns allerdings bitte vor dem nächsten Besuch Edinburghs darüber informieren! Na das nenne ich doch mal Touristenfreundlich! :o)))
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