Auf den Conic Hill am Loch Lomond
Am nächsten Morgen genießen wir ein tolles mehr (Mann) oder weniger (Frau) englisches Frühstück. Vorher jedoch nutze ich den schönen Morgen, um draußen einige Fotos mit rosa Wolken zu machen.
Eigentlich war unser Plan, heute Glasgow einen Besuch abzustatten, das direkt an unserer Reiseroute in Richtung unseres nächsten Zieles Drymen liegt. Das Wetter verspricht jedoch so gut zu werden, dass wir uns entschließen, Glasgow links liegen zu lassen und direkt an den Loch Lomond zu fahren, um dort zu wandern.
Wir fahren direkt zum See, parken auf dem zentralen Parlplatz von Balhama und werfen uns direkt in unsere Wanderschuhe. Unser Ziel ist der Conic hill, desse Spitze 361m in den Himmel ragt. Nach der Hälfte des Weges entschließt sich mein Gatte auf Grund von Knieproblemen, wieder abzusteigen. Wir entscheiden, dass ich allein weitergehe und ihm schöne Fotos vom Gipfel des Conic hill mitbringe. Auf dem Weg hinauf treffe ich drei andere Grüppchen: zwei ältere Engländerinnen, zwei Männer und eine Familie mit einem 9 jährigen Mädchen mit Namen Hannah. Allesamt sind gut drauf , äußerst freundlich und sehr mitteilsam. Das ist etwas, was mir hier auch in den nächsten Tagen extrem auffallen soll, die Offenheit und Neugierde, mit der sich wildfremde Menschen begegnen.
Irgendwann muss ich mich von der tollen Aussicht trennen. Von nun an gehts wieder bergab in Richtung See hinunter. Immer wieder wandere ich an einzelnen Bäumen vorbei, die beeindruckend knorrig aussehen und sehr alt zu sein scheinen. Unten am See treffen Wolfgang und ich uns wieder und gehen zum See hinunter, wo wir noch eine kleine Runde drehen, die am Hafen von Balmaha endet. Eine uralte Rieseneiche in der Nähe fasziniert uns sehr und ein alter Seebär steht mit uns Model. ;o)
Im Pub "Oak Tree Inn" am See gönnen wir uns einen Kaffee und beschließen, hier abends Essen zu gehen.
Wir fahren zurück nach Drymen in unser Hotel "The Winnock", beziehen unser Zimmer und freuen uns über die gemütliche und typisch britische Atmosphäre. Die Rezeption und die allgemeinen Räume wie Pub, Lounge und Frühstücksraum sind sehr urig. Genial sind die Flure im alten Trakt, in dem wir wohnen. Das Gebäude muss schon viel Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Im alten Teil des Gebäudes, das aus vielen verschieden alten Anbauten besteht und größer ist, als es von vorne her scheint, ist alles ist ein wenig windschief, aber urgemütlich. Nach dem leckeren Abendessen im Oak Tree Inn fahren wir daher wieder direkt zurück ins Hotel. Auf dem Weg in unser Zimmer stolpern wir auf der Treppe fast über einen Jungen, der mitten auf einer Stufe sitzt und fasziniert auf sein Smartphone schaut. Als ich mich mit meinem Laptop auf den Weg nach unten in die Lounge mache, da soll es W-Lan geben, sitzt ein Mädchen neben ihm und auf der nächsten Stufe ein junger Mann, ein Tablet auf den Knien. Im Slalom umkurve ich die drei und platziere mich in der Lounge an einem kleinen Tisch an der Wand. Während mein PC hochfährt, lasse ich die Szenerie auf mich wirken. Ein junger, nicht unansehnlicher Kellner im rot karierten Schottenrock fragt mich, was ich trinken möchte, ich bestelle ein Bier und er verschwindet mit schwingendem Rock in Richtung Bar. Im Kamin brennt ein Feuer, auf den englischen Sofas und Sesseln sitzen britische Damen, trinken Tee und unterhalten sich sehr angeregt. Immer wieder hört man sie laut lachen, man amüsiert sich hier prächtig. Ab und zu schaut mal einer der Ehemänner vorbei und nach dem Rechten, um dann wieder hinten im Pub zu verschwinden. Hier wird in fast unheimlicher Weise ein Klischee erfüllt, wie ich es selten erlebt habe. Ich fühle mich massiv in einen Agatha Christie Roman hineinversetzt und eigentlich fehlt nur noch Hercules Poirot, der jeden Moment durch die Tür tritt. Es ist einfach herrlich und als mein Bier kommt, perfekt!
Als ich nach meinen Emails schauen will, wird mir auch endlich klar, warum das junge Gemüse draußen im Treppenhaus sitzt, das W-Lan ist hier unten so gut wie nicht vorhanden. Ich muss mich also entscheiden: Gemütliche und warme Atmosphäre ohne oder kalte Flurtreppe mit Internet. Die Entscheidung fällt mir allerdings nicht schwer ;o)
Allein der Anblick der an mir vorbeiflatternden Schottenröcke hält mich vor Ort und im Warmen... Nach einer Weile gesellt sich auch mein Mann zu mir und wir genießen beide Bier, Whisky und die wunderbare typisch schottische Atmosphäre.
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