Die Plitvicer Seen - ein Fest für alle Sinne!

Das glasklare und tiefgrüne, oft sogar eher türkis farbene Wasser des Korona Flusses wirkt durch die Holzstege zunächst wie bezwungen, ist es aber gar nicht. Eher haben sich die Holzbohlen dem Fließen des Wassers angepasst, auf mittlerweile beeindruckenden fast 22 Kilometern Länge. Ein Rauschen all überall, hoch oben fällt es vom Felsen, tief unter mir platscht es ins Becken, direkt unter meinen Füßen nimmt es Fahrt auf... es rauscht, plätschert, gurgelt um mich herum und das fast ununterbrochen. Kleine und große Fische schwimmen im glasklaren Wasser, unzählige rosa Veilchen stehen am Wegesrand. Mal liegen die Seen spiegelblank da, mal wellt der darüber wehende Wind die Wasseroberfläche ganz sanft. Schilfgras wölbt sich leise zitternd von links nach rechts und wieder zurück, abgestorbene Baumstämme und Äste liegen im glasklaren Wasser am Boden. Wurzelige Wege führen mich durch kleine Urwälder mit knorrigen Bäumen und an herrlichen Seeufern entlang, immer wieder begleitet vom Rauschen der Wasserfälle, die in die Tiefe stürzen.

Im Dinarischen Gebirge liegt diese traumhafte Karstlandschaft mit ihren insgesamt 16 Seen und unzähligen Wasserfällen. Unterschieden werden die Oberen und die Unteren Seen. Während die Oberen Seen größer und ihre Ufer sanfter und flacher sind, wandert man an den Unteren Seen eher durch eine enge Kalksteinschlucht mit steilen Ufern. Hier hat sich auf einer Strecke von etwa fünf Kilometern durch Travertin-Barrieren das Wasser in verschieden großen Wasserbecken aufgestaut. Diese seichten Becken gaben dem Nationalpark seinen Namen, denn "plicina" - das ist kroatisch und bedeutet übersetzt "seicht".

Die Seen sind nicht nur durch die Kaskaden und Wasserfälle miteinander verbunden, sondern auch durch unterirdische Wasserläufe und Hohlräume. Die atemberaubende tief blaugrüne Färbung der Seen entsteht durch die Ablagerung von weißer Seekreide am Gewässerboden. Diese Seekreide bricht das Licht und verleiht den fischreichen Gewässern ein strahlendes Farbenspiel in ihrer schönsten und klarsten Form.

Das Eindringen des sehr kalkhaltigen Wassers des Flusses Korana hat durch Ablagerungen des Kalks zur Entwicklung von Sinterbarrieren geführt, durch die sich das Wasser seit jeher seinen Weg sucht. Diese Barrieren befinden sich seit über 4000 Jahren in stetigem Wachstum, etwa ein bis drei Zentimeter im Jahr. Somit verändern sich auch die Wasserwege ständig, denn das Wasser sucht sich den Weg des geringsten Widerstands. Es entstanden die Dämme mit ihren vielen verästelten Wasserfällen, die auch in Zukunft weiterhin in die Höhe wachsen werden.

Aus diesem einmaligen Grund wurden die Plitvicer Seen zum Nationalpark erklärt und 1979 in die UNESCO Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.

Die Aussichten über die von der Natur terassenförmig angelegten 16 Stufen hoch oben von den Wegen am Rand der Schlucht aus sind ebenso grandios wie die Ausblicke, die sich ergeben, während man an ihnen entlangwandert.

Veliki Prštavac - ein 28 Meter hoher Wasserfall im Bereich der Oberen Seen

Es gibt die beiden Haupteingänge 1 und 2 mit den dazugehörigen Parkplätzen 1 und 2.

Parkplatz 1 GoogleMaps: Er liegt näher am Parkengang und vor allem auch näher an der Schlucht mit den Unteren Seen.

Parkplatz 2 GoogleMaps: Von ihm aus führt ein etwa ein Kilometer langer Weg zum eigentlichen Eingang des Nationalparks.

Zwei weitere Parkmöglichkeiten (GoogleMaps und GoogleMaps) gibt es auf der anderen westlichen Seite des Parks in der Nähe des Ortes Plitvica Selo. Hier gibt es ebenfalls einen kleinen Eingang, den ich eher durch Zufall entdeckt habe. Wer also glaubt, über den Ort Plitvica Selo den Naturpark ohne Eintritt besuchen zu können, irrt sich.

• Panoramazug mit drei Stationen oberhalb entlang der Seen im östlichen Parkbereich
• Schiffsverbindungen: Elektroboote mit drei Stationen auf dem Koziaksee

• Hotel Jezero* - dieses Hotel ist am nächsten dran, man kann sich die Parkgebühren sparen und direkt zum Parkeingang 2 laufen. Zwei weitere Hotels hier in der Nähe sind zur Zeit geschlossen.
• Camping Plitvice - Mobilheim oder Stellplatz mieten. Hier habe ich zwei Nächte verbracht, ein toller Platz!
• Plitvica Selo* - Mehrere Übernachtungsmöglichkeiten im Ort, der westlich und oberhalb des Nationalparks liegt.
• Plitvica Jezera* - Übernachtungsmöglichkeiten im größeren Umfeld des Parks.

Die Plitvicer Seen liegen an ihrem höchsten Punkt, dem Berg Seliški vrh, auf einer Höhe von etwa 1.280 Metern über dem Meeresspiegel. 

Innerhalb des Nationalparks variiert die Höhe natürlicherweise, da er sich über eine bergige Region erstreckt. Die unterschiedliche Topographie kann zu lokalen Wetterveränderungen führen und je nach Jahreszeit sehr variieren. Im Allgemeinen hat der Nationalpark ein gemäßigtes kontinentales Klima. Die Sommer sind normalerweise warm mit durchschnittlichen Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius, während die Winter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt sehr kalt sein können. In der Nebensaison muss man allerdings mit Überraschungen rechnen, denn das Wetter im Park kann sich in Frühling und Herbst sehr vom Wetter an der Küste unterscheiden!  Zu diesen Jahreszeiten gibt es auch öfter regenreiche Tage als im Sommer, sowie Nebel und wolkenverhangene Tage.

Daher rate ich dir, dich vor einem Besuch im Nationalpark über die aktuellen Wetterbedingungen zu informieren, vor allem, wenn du von der Küste aus anreist. Dort kann es angenehme 20 Grad warm und sonnig sein, während du an den Plitvicer Seen einen dicken Pulli und die Regenjacke brauchst.

Die Plitvicer Seen bieten sich fantastisch für die Langzeitbelichtung an, um das fließende Wasser weich erscheinen zu lassen und den Schleier-Effekt zu erzielen. Allerdings gibt es ein Handicap: die Holzstege! Selbst wenn man sein Stativ dabei hat, auf den Holzbohlen ist es immer wackelig, da man nie allein hier unterwegs ist. Je mehr Besucher vor Ort sind um so kleiner sind die Zeitfenster, an denen gerade keiner über die Holzstege marschiert und das Stativ zum Schwanken bringt. Ich hatte auf mein Stativ verzichtet und nutzte mein Joby Gorillapod Dreifußstativ*. Das konnte ich des öfteren mit seinen biegsamen Beinen um einen Handlauf schlingen, dann wartete ich, bis kein menschliches Wesen mehr in Sicht war und drückte ab.

Lost Place Tipp:

Titos Sommerresidenz Izvor - sie liegt nahe des Ortes Plitvicer Selo, der sich nördlich der Seen befindet. Die luxuriöse Villa des jugoslawischen diktatorischen Staatschefs Josip Broz Tito steht mitten im Wald und du findest sie in keinem Reiseführer und erst seit kurzem in Google Maps. Einst ein prächtiges Gebäude ist es heute leider völlig verwüstet und zerstört. Die Wände der Zimmer waren mit hochwertigen Hölzern und Stoffen verkleidet, doch nach dem jugoslawischen Bürgerkrieg rissen Plünderer alles von den Wänden. Gebaut (von 1948 bis 1953) wurde die intelligent geplante Villa mit über 50 Räumen von Sträflingen und Kriegsgefangenen, von denen so mancher hier sein Leben ließ. Ich habe gelesen, dass die Villa mit Hilfe von EU-Investitionen zu einem Zentrum für die Erforschung des Klimawandels und von Karstphänomenen werden soll, weiß aber nicht, in wie weit dieser Plan fortgeschritten ist. Dieser Ort ist nicht offiziell zu besichtigen!

Traumaussicht von der westlichen Schluchtenkante

Im Park selbst gibt es verschiedene auf Wandtafeln dargestellte Wandervorschläge. Leider habe ich bisher auf der offiziellen Seite des Parks keine Übersicht über die Wanderwege finden können. Vielleicht wird da gerade dran gearbeitet, denn die Seite scheint recht neu zu sein (Stand Ende 2021).

Um die schönsten Highlights ganz entspannt zu sehen, solltest du dir Zeit nehmen. Ich war zwei Tage dort unterwegs und habe eine kleinere Halbtageswanderung an den Unteren Seen unternommen und am zweiten Tag eine Ganztageswanderung im gesamten Park gemacht.

Hier ist mein Vorschlag für einen ganzen Tag, wenn du fit und gut zu Fuß bist. Diese Rundwanderung beinhaltet alle Highlights des Parks wie Schifffahrten, die Oberen und Unteren Seen, Veliki Slap und viele tolle Aussichtspunkte vom Schluchtenrand aus. Wegen der tollen Aussichten hinunter lohnt es sich, den westlichen Weg am Schluchtenrand "mitzunehmen" (bloß nicht die vielen Stichwege zur Schluchtkante verpassen!). Dort oben traf ich übrigens nur wenige Menschen!

Mein TIPP, um zumindest zum Teil den Touristenmassen zu entgehen:

Alle Wanderer und Wandererinnen, die sich hier an den Plitvicer Seen mehr als einen Tag aufhalten können, rate ich, den Park auf mindestens zwei Tage aufzuteilen. Den Touristenmassen kannst du am besten entgehen, wenn du in deine Wanderung die oberen Wege durch die Wälder hoch über den Seen mit einplanst. Was kaum jemand weiß, diese zum Park gehörenden Urwälder erstrecken sich im nordwestlichen Teil des Nationalparks Plitvicer Seen über eine Fläche von 84 ha. Hier wachsen hauptsächlich alte Buchen und Tannen. Allerdings ist nicht das gesamte Gebiet erwanderbar. Diesen Urwald mit dem Namen Corkova Uvala dürfen nur Wissenschaftler betreten, aber es führt ein offizieller Wanderweg am Saum des Waldes entlang. Hier wirst du kaum andere Menschen treffen, vielleicht (aber eher selten) wilden Tiere begegnen, denn neben Wildkatzen, Luchsen und Braunbären leben hier auch mehrere Wolfsrudel! Es gibt auch einen zweiten Wanderweg, der mitten durch das nordwestliche Waldgebiet führt und in einem großen Bogen zu den Seen zurück kehrt.

Tageswanderung:  ca. 16 km inkl. Schifffahrt

Ausgangs- und Endpunkt: Diese Tour startet am Eingang 2, kann aber genauso vom Eingang 1 aus, der näher an der Schlucht liegt, gestartet werden!

Parken: Parkplatz am Eingang 2 GoogleMaps

Hm:  rauf 300m / runter 300m

Gehzeit: ca. 4,5 Std.

Meine Wandertipps:

• Teile die Tageswanderung auf zwei Tage auf, erster Tag Obere Seen und zweiter Tag Untere Seen.
• Lass dir an der Kasse direkt einen Übersichtsplan geben.
• Früh morgens und am Spätnachmittag den Park besuchen, um vielen Menschen zu entgehen.
• Nutze den Eingang bei Parkplatz 2 und nicht den Haupteingang bei Parkplatz 1, wie es die meisten Besucher und Besucherinnen tun.

Die Wanderung auf Komoot:

Das Elektroboot fährt über den Kozjak See,  umgeben von mystischem Urwald

Blick von der westlichen Schluchtenkante

Blick von der Schluchtenkante zum Veliki Slap

Das Highlight des Naturparks Plitvicer Seen ist Veliki Slap, der höchste aller Wasserfälle im Park! Aus 78 Metern Höhe stürzen die Wassermassen hinunter in die Korona-Schlucht, in der sich hier sämtliche über- und unterirdisch verlaufende Wasserläufe des ganzen Gebietes in der Tiefe vereinen. Oberhalb des Veliki Slap (übersetzt: großer Wasserfall) und schon außerhalb des Parks befindet sich ein Aussichtspunkt an der Schluchtkante, der eher unbekannt ist und sich wirklich lohnt! (siehe Bild unten)