Von Mahé zur kleinen naturgeschützten Vogelinsel
Inselhopping mit dem Segelschiff auf den afrikanischen Seychellen

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Transparenz ist mir wichtig – auch (oder gerade) auf so einer Traumreise wie den Seychellen: Meine Segelreise auf den Seychellen wurde unterstützt von Silhouette Cruises , dem Seychelles Tourism Board und der Agentur John Will Kommunikation – ein ganz herzliches Dankeschön dafür! Trotzdem gilt wie immer: Ich lasse mich nicht beeinflussen und schreibe, was ich erlebt habe - unabhängig, fair, ehrlich und auf meine eigene Weise.

Am frühen Morgen um 4:30 Uhr, wir Gäste liegen alle noch in seligem Schlummer, setzt unter Schiff Segel, verlässt die Insel Mahé und fährt mit Motorunterstützung los in Richtung Cousin Island. Das Schiff schlingert hin und her und rauf und runter - es ist nicht leicht, mich im Bett so zu stabilisieren, dass ich nicht hinaus rolle. Um 7:30 Uhr kämpfe ich mich hoch an Deck, Mahé liegt weit hinter uns in der Ferne, Praslin mit den beiden vorgelagerten Inseln Cousin und Cousine liegt direkt vor uns. Es ist herrlich vorne in der Spitze des Bugs zu stehen und zu beobachten, wie wir uns den Inseln nähern. Cousine Island sieht aus wie eine Trauminsel und ist es auch! Wir lassen sie rechts liegen, diese Insel befindet sich in Privatbesitz. Sie ist nur exklusiv für Luxusurlauber zugänglich, die hier in einigen Villen logieren können. Paul McCartney verbrachte hier beispielsweise im Sommer 2002 seine Flitterwochen. Auf der kleinen Nachbarinsel Cousin Island dagegen wohnt außer einigen Ornitologen niemand.
Am Abend zuvor hat uns Alex vorgewarnt: Morgen ist ein harter Tag, bereitet euch gut vor, sonst werden euch die Moskitos auffressen! Die Mücken werden auf Cousin nicht mit Pestiziden bekämpft, da sie wichtige Nahrung für die vielen Vögel sind. Zuerst sprüht ihr euch von Kopf bis Fuß mit Antimückenspray ein, denn sie werden zu tausenden über euch herfallen. Dann tragt ihr die Sonnenschutzcreme auf und danach nochmal Antimückenspray! Und zieht euch zusätzlich lange dunkle Kleidung an (Moskitos lieben helle Farben) und einen Sonnenhut, dann solltet ihr gut gerüstet sein für Cousin Island! Dabei lacht er schelmisch und ich weiß nicht so recht, ob er es ernst meint oder uns nur auf den Arm nehmen will. Am Morgen jedoch, als er diese Warnung wiederholt, glaube ich, es ist ihm ernst. Ich folge also seinem Rat und werde es nicht bereuen.
Schon die Anreise ist ein kleines Abenteuer für sich. Von der vor der Küste ankernden Sea Bird holt uns ein inseleigenes Boot ab. Kein fremdes Boot darf Cousin Island direkt anfahren. Zu groß ist die Sorge, dass mit dem Menschen auch ungebetene Gäste kommen: fremde Insekten und Pflanzen – eben all das, was auf diesem kleinen, kostbaren Stück Land nichts zu suchen hat.
Die Sonne brennt, das Wasser glitzert, wir steigen ein und los geht's! Wasser spritzt hoch, unser Boot tanzt über die Wellen, hebt ab und landet wieder. Meine Handknöchel sind weiß vom Festklammern an Sitz und Bootsrand, niemand bleibt ganz trocken. Wir juchzen und lachen, kneifen die Augen zu. Und dann die Landung – oh du meine Güte, was macht der da? Mit vollem Speed schießt das Boot auf den Strand zu! Es gibt einen letzten Ruck, Sand spritzt auf, das Boot liegt auf dem Strand - und wir fast am Boden des Boots.

Cousin Island: Abfahrt, um die nächsten Gäste abzuhohlen.
Kaum ausgestiegen, umfängt uns eine andere Welt. Cousin Island ist klein, gerade einmal ein winziger Punkt im Indischen Ozean, kaum sichtbar auf der Karte und doch ein Ort von großer Bedeutung. Wer hier an Land geht, spürt sofort, dass er hier nicht der Mittelpunkt ist, sondern eher ein geduldeter Gast auf einem Stück Erde, das anderen gehört: den Vögeln, den Schildkröten und Eidechsen, der ursprünglichen Natur.
Die Insel ist streng geschützt, der Zugang ist streng reglementiert. Nur autorisierte Guides dürfen Besucher über die kleinen, verwachsenen Pfade führen. Es darf nichts mitgebracht und nichts zurückgelassen werden. Die tägliche Besucherzahl ist limitiert, und Cousin bleibt von Menschen unbewohnt – nachts gehört sie wieder ganz den Tieren.
Es gibt kein Hotel, keine Straße und auch keinen Souvenirshop. Stattdessen einen grünen Dschungel, in dem sich seltene Vogelstimmen mit dem Rauschen der Brandung vermischen. Riesenschildkröten schieben sich träge im Zeitlupentempo über den Sand und durch den Sumpf, als hätten sie alle Zeit der Welt... und die haben sie ja auch.
Dabei war Cousin nicht immer so. Einst war die Insel eine Kokosplantage, die vom Menschen ausgebeutet, geplündert und ihrer Wildnis beraubt wurde. Doch sie bekam eine zweite Chance. 1968 wurde sie vom internationalen Naturschutzverband BirdLife International gekauft – mit einem einzigen Ziel: die letzten überlebenden Exemplare des Seychellen-Rohrsängers zu retten, einer Vogelart, die kurz vor dem Aussterben stand. Die Plantagen wurden entfernt, die Natur sich selbst überlassen, und was dann geschah, ist eine stille Erfolgsgeschichte. Die Population des kleinen Vogels hat sich erholt, aus wenigen Dutzend wurden über 300. Cousin ist heute zusammen mit den vier weiteren Seychellen Inseln Aride, Cousine, Île Denis und Frégate einer der letzten Orte, an dem man ihn noch beobachten kann.
Doch nicht nur der Rohrsänger hat hier überlebt. Weitere endemische Vogelarten haben auf der Insel ihr Zuhause: Seychellen-Falke, Seychellen-Spottdrossel, Seychellen-Nektarvogel (den ich leider nicht sah), Seychellen-Taube und Seychellen-Dajal. Zwischen Oktober und März legen rund 100.000 Noddis (Rußseeschwalben) hier ihre Eier, dicht an dicht. An Land graben Karrettschildkröte und Grüne Meeresschildkröte ihre Nester in den Sand – auch sie bedrohte Arten, deren Nachwuchs hier im Schutz der Abgeschiedenheit schlüpfen darf. Dies ist umso wichtiger, weil die kleinen Schildkröten immer zu diesem Ort zurückkehren. Ein Kreislauf, der nicht unterbrochen werden darf.

Nach der stürmischen Landung flüchten wir über den heißen Sand zu einem riesigen offenen Unterstand und freuen uns über den Schatten, den er spendet. Hinter einem Pult, das dort steht, wartet eine Überraschung auf uns: die erste Riesenschildkröte! Riesig im wahrsten Sinne des Wortes. Und einfach da, ganz selbstverständlich, als wäre es das Normalste der Welt, dass man auf dieser abgelegenen Insel einem uralten Reptil begegnet, das langsamer blinzelt, als wir schauen können.
Sie ist ein Er, etwa 80 Jahre alt und hat keinen Namen, erfahren wir von der jungen Frau, die hier für den Naturschutz arbeitet. Und da er uns so gemächlich aus dem Schatten herauf anblinzelt, nennen wir ihn kurzerhand Hank. Einfach Hank. Irgendwie passt das.
Ich frage, wie man bei Schildkröten eigentlich das Geschlecht erkennt. Sie lächelt und deutet auf den Panzer. Männliche Schildkröten erkennt man an den Hügeln auf dem Panzer, erklärt sie uns. Weibchen sind kleiner, die Panzer glatt, damit das Männchen es besser begatten kann, ah ja.
Für ein Erinnerungsfoto darf ich Hank sogar kurz mal am Panzer berühren, ansonsten sollte man die Tiere nicht anfassen, weil es sie stressen könnte.
Gerade erst den Fuss auf diese Insel gesetzt, begeistern mich auch die hier lebenden Vögel auf Anhieb. In den Büschen neben uns herrscht lautes Gezeter - es sind Vogellaute, die ich noch nie gehört habe. Zwei graue Noddis schäkern lautstark miteinander. Über unseren Köpfen zieht ein Tropik-Vogel seine Kreise, mühelos, mit langen, eleganten Schwanzfedern, die wie Pinselstriche in der Luft schweben. Und dann fliegen Feenseeschwalben vorbei, anmutig und leicht, mit Flügeln so hell, dass sie fast durchsichtig wirken. Feenseeschwalben... kein Name könnte besser passen.
Weit oben am Himmel taucht ein riesiger Fregattvogel auf! Fregattvögel sind bekannt für ihre große Flügelspannweite von bis zu 230 cm. Sie sind fähig, lange Zeit in der Luft zu bleiben, wobei sie sogar im Flug schlafen können. Die Insel Frégate, eine der Inner Islands der Seychellen, wurde sogar nach diesen Vögeln benannt, da sie dort zahlreich vorkommen.

Feenseeschwalben

Tropik-Vogel

Fregattvogel
Als alle versammelt sind, ein paar weitere Besucher sind noch zu uns gestoßen, setzt sich unsere kleine Expedition langsam in Bewegung. Es geht hinein in den Dschungel von Cousin Island, über knorrige Wurzeln und sandige, dick mit alten Blättern bedeckte Pfade, unter einem Dach aus dichtem, flimmerndem Grün. Angeführt von einem Ranger des Naturparks bewegen wir uns durch diese fremde Welt. Cousin steht komplett unter Naturschutz, nicht nur an Land – selbst das Meer rund um die Insel, bis zu 400 Meter weit hinaus, ist geschütztes Gebiet.

Brütender Weißschwanz-Tropikvogel

Schon bei der Ankunft hat er mich begeistert – dieser eine Vogel mit seinem eleganten Flug und seinem hinter ihm her wehenden langen Schwanz, der Weißschwanz-Tropikvogel, von dem unser Guide nun erzählt. Er kann 17 Jahre alt werden, lebt weit draußen auf dem offenen Meer und kommt nur zum Brüten an Land. Ein einziges Ei, das er irgendwo in eine Vertiefung zwischen Baumwurzeln oder in einer Felsspalte ablegt, nicht etwa in einem Nest, sondern einfach auf den nackten Boden. Er läuft wie Pinguin und fliegt direkt vom Boden los - und das eine Küken, das er bekommt, sitzt ebenfalls ungeschützt dort oder etwas höher auf einem Ast in der Nähe, wenn es schon klettern kann.
Je weiter wir vordringen, desto mehr verschiedene Vogelrufe höre ich. Aus dem Dickicht tönt der melodische Ruf der Dajaldrossel, und immer wieder begegnen mir Braunnoddis, die ich fast miteinander tanzend zwischen den Ästen entdecke. Den kleinen "Sunbird", einen Seychellen-Nektarvogel, können wir leider nicht entdecken, nur hören.
Mitten im Wald begegnen wir George, eine weitere Riesenschildkröte, gemächlich, uralt, und überraschend aufgeschlossen. Während die anderen bereits weitergehen, bleibe ich bei ihm. Ich halte ihm grüne Blätter hin, die er mit einem tiefen, zufriedenen Schmatzen verspeist. Und ich bleibe einfach hier hocken, lasse die Hitze, das Surren der Insekten, das entfernte Vogelgeschrei auf mich wirken. Es ist, als wäre die Zeit plötzlich stehen geblieben.
Irgendwann reiße ich mich los, folge den Stimmen der Gruppe und komme in ein sumpfiges Gebiet. Zwei weitere Schildkröten liegen dort, schwer und unbeweglich, wie Findlinge inmitten des dunklen Matsches. Als sich eine von ihnen erhebt, gibt der Sumpf ihr Bein nur widerwillig schmatzend her, während sie sich langsam voranschiebt.
Tropisch heiß ist es, die Moskitos surren um uns herum, aber wir sind ja alle "Deet-imprägniert". Insgesamt kann ich abends trotz aller Vorkehrungen stolze zwei Mückenstiche mein Eigen nennen.
Unser Guide beginnt, die Blätter am Boden mit dem Fuß an die Seite zu fegen. Er lockt damit einen Seychellen-Dajal an, der im Englischen den melodischen Namen Magpie-Robin hat und uns fast neugierig anschaut. Er hüpft in den aufgewirbelten Blättern umher, dann hinauf auf einen morschen Baumstamm, auf der Suche nach Nahrung und keine zwei Meter von uns entfernt.

Der Wald weitet sich, der Boden wird heller, wir treten aus dem Dschungel heraus. Die Sonne steht hoch am Himmel, als wir am Strand entlang in Richtung Unterstand laufen, immer wieder dankbar für die Bäume, die hier Schatten spenden. Die Luft flirrt, der Weg zurück zieht sich, jeder Schritt wird ein wenig schwerer. Kurz vor dem Ziel entdecken Norbert und Susanne einen Einsiedlerkrebs, der sich eilig eine Mulde im Sand schaufelt und schwups, verschwunden ist, bevor ich die Stelle erreiche. Durch Büsche und Bäume erkenne ich unsere Sea Bird, wie sie auf den Wellen hin und her schaukelt, herrlich! Zurück am Unterstand warten wir auf unser Boot, mit dem wir in einer weiteren rasanten Fahrt wieder zurück auf das Schiff gebracht werden.
Mein Video des dritten Tages der Seychellen Kreuzfahrt: Cousin Island
Zurück an Bord unseres Segelschiffs genießen wir unseren Lunch an Deck. Die Sea Bird fährt weiter in den Norden der Insel Praslin, um vor dem Strand Anse Lazio zu ankern. Heute Nachmittag kombinieren wir den Strandbesuch mit einem Schnorchelgang. Der Traumstrand Anse Lazio gehört zu den den 10 schönsten Stränden weltweit. Pulverfeiner weißer Sand, türkisblaues Meer und eindrucksvolle Granitfelsen laden uns zum Schnorcheln ein. Es ist unglaublich schön hier, auch wenn der Strand sehr touristisch ist, denn man kann ihn mit dem Auto erreichen und oberhalb befinden sich Hotels. Trotzdem ist es nicht übervoll hier.
Mein Highlight beim Schnorcheln ist hier auf jeden Fall der Rotfeuerfisch, den ich eine Weile begleiten kann, weil wir uns beide einfach nur von der Strömung der Wellen treiben lassen. Erst nach meinem Schnorchelgang erfahre ich, dass dieser hübsche Fisch Giftstacheln besitzt, die zu starken Schmerzen führen können. Wie gut also, dass ich aus Gewohnheit in der Regel meistens Abstand von Tieren halte. ;-)
Es macht Spaß, in einer der Beachbars mit dem Namen Kokoloko ein kaltes SeyBrew zu trinken, ein helles lokales Lagerbier, das das beliebteste Bier auf den Seychellen ist. Und es ist wirklich lecker! Direkt vor der Beachbar hängt eine Schaukel an der Palme, ein beliebter Fotospot, vor dem wir fast schon Schlange stehen müssen.
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