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Alleine unterwegs als Frau... JA KLAR!

Warum ich es liebe, als Frau alleine zu reisen.

Hier sitze ich allein am nur wenig von Touristen besuchten North Rim des Grand Canyon.

Alleine wandern gehen, alleine reisen... als Frau? Auf gar keinen Fall, das ist viel zu gefährlich!


Mit dieser Äußerung werde ich immer wieder konfrontiert, wenn ich erzähle, dass ich wieder alleine unterwegs bin.

 

„Du willst in die USA reisen? Alleine? Wirklich? Ganz alleine? Warum?“ fragte eine Freundin, die es nicht fassen konnte, dass ich meine Traumreise, einen Roadtrip durch den Südwesten der USA, ohne Begleitung unternehmen wollte. Sie war völlig entsetzt und brachte mich direkt in eine Rechtfertigungsposition, wie ich sie gar nicht so sehr mag.

 

Meine Antwort lautete kurz und knapp: Warum nicht?

„Ja aber wenn dir da was passiert! Du hast ja Mut.“

 

Meine Standardantwort darauf lautet jedesmal: Passieren kann mir überall was. Wenn ich zur falschen Zeit am falschen Ort bin, kann mir überall auf der Welt etwas zustoßen, sogar direkt vor meiner Haustür!

 

Und so richtig mutig fühle ich mich eigentlich gar nicht. Ich bin abenteuerlustig, das auf jeden Fall. Und ich kenne diese Art von Angst nicht, die mir da entgegen prallt. Ich weigere mich, mich von der Angst anderer anstecken zu lassen, was mir auch ganz gut gelingt.

Angst? Nein! Aber ich bin vor meinen Reisen aufgeregt!

Wanderung am Diemelsee
Wanderung am Diemelsee

Das heißt nicht, dass ich anfangs nicht nervös bin, wenn ich allein verreise. Ich habe schon Tage vor jeder Reise nervöses Reisefieber, erst recht, wenn ich mich alleine auf den Weg mache, egal ob mit dem Auto oder dem Flieger. Mein Darm führt dann plötzlich ein Eigenleben und verdünnisiert sich und seinen Inhalt auf unschöne Weise.

 

Bin ich dann erst unterwegs und im Zielort angekommen, verschwinden diese Symptome wieder. Ich freue ich mich nur noch darüber und genieße es, alles alleine entscheiden zu dürfen, ohne Kompromisse schließen zu müssen. Gerade, wenn es um meine Fotografie geht, fühle ich mich unter Druck, wenn ich mit Familie oder Freunden unterwegs bin. Für beide Seiten wird’s dann anstrengend. Sie fühlen sich genervt von meinem Stehenbleiben und dem Zeitaufwand, wenn ich ein Foto schießen möchte. Und ich fühle mich gestresst, weil ich weiß, sie warten alle ungeduldig auf mich. Allein kann ich in meinem eigenen Tempo wandern oder reisen und stehen bleiben, wo und so lange ich mag.

Das heißt natürlich nicht, dass mir gar nix passiert. Ich hatte beispielsweise schon einen platten Reifen mitten im Niemandsland auf dem Weg zum North Rim des Grand Canyon, als gerade die Sonne unterging. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man immer Hilfe findet und das alles halb so wild ist, dass es immer eine Lösung gibt. Vielleicht nicht immer die Ideallösung, aber es gibt eine. Zur Not wäre ich in der kleinen Haltebucht an der Straße bis zum nächsten Morgen stehen geblieben und hätte hier übernachtet, mein Bett im Auto hatte ich ja dabei. Und was machen da schon die paar Trucks, die an mir vorbei gebrettert wären. Die Nacht wäre maximal unruhig und teilweise laut geworden. ;o)

 

Aber ich hatte Glück und konnte nach zwei Fehlversuchen, unter der Jucy Notrufnummer jemanden zu erreichen, mit einem jungen Mann sprechen, der lange brauchte, um zu kapieren, wo ich stand. Nach zehn Minuten Erklärerei meinerseits und Rätselei seinerseits schnallte er, dass ich im Südwesten der USA stehe. Es stellte sich heraus, dass ich unbeabsichtigt die Neuseeländer Nummer gewählt hatte. Ursprünglich kommt die Firma Jucy nämlich aus Neuseeland. Als ihm nun aufging wo ich stand, regelte er es, dass keine Stunde später ein Automechaniker vor mir parkte und mir den Reifen wechselte.

 

Ja ich weiß, man sagt zwar „selbst ist die Frau“, aber ganz ehrlich, nie und nimmer hätte ich den Ersatzreifen, der unter der Kupplung befestigt war, unter dem Auto hervor bekommen. Der Automechaniker hat geflucht wie ein Rohrspatz, als er versuchte mit dem Jucy-eigenen Wagenheber und Werkzeug den Ersatzreifen zu lösen. Erst mit seinen eigenen Werkzeugen bekam er das hin.

 

Wenn du die ganze Geschichte lesen möchtest guckst du hier.

 

Mit dem Jucy Camper Van bin ich drei Wochen alleine durch den Südwesten der USA gereist, es war fantastisch!

 

Allein unterwegs lernst du so viele tolle Leute kennen!

Und es gibt jede Menge nette Menschen, die kennengelernt werden wollen. Eine weitere Erfahrung, die ich jedesmal mache. Alleine bekommst du sofort Anschluss, egal wo du hinkommst. Vor allem, wenn ich mit dem froschgrünen Jucy Van die Campgrounds anfahre. Sobald ich auf meinem Platz parke und sich die Heckklappe öffnet, in der sich die Küche befindet, kommen die ersten Neugierigen, um mein Auto zu begutachten.

Bin ich mit meinem Mann, der Familie oder einer Freundin auf Reisen, gilt man wohl eher als Einheit und wird nicht so häufig angesprochen.

 

Wo also kommt diese Angst her, die vor allem viele Frauen in den mittleren Jahren haben (die jungen Frauen von heute sind da selbstverständlicher unterwegs) und warum kenne ich sie nicht? Was bringt mir das Alleinreisen?

 

Es ist ein fast schon berauschendes Gefühl, zu erkennen, dass man so eine Reise bewältigen zu kann! Es flasht mich schon jedesmal, wenn ich allein eine Wanderung unternehme. Auf meinen längeren Reisen ist dieses Glücksgefühl noch größer und länger anhaltender.

 

Es ist eine Urangst der Frauen, überfallen zu werden. Wir Frauen sind halt das „schwache Geschlecht“, zumindest körperlich. Wenn ich an so etwas denke, wird mir natürlich auch ein wenig mulmig. Ich denke, in Großstädten ist diese Gefahr gar nicht unbedingt so sehr von der Hand zu weisen.

Aber dort, wo ich in der Regel unterwegs bin, also in der Natur und weit ab von vielen Menschen, wird sich sicher keiner hinter einem Busch verstecken und stundenlang auf eine Frau warten, die vielleicht irgendwann einmal vorbei kommt. Ich schätze, diese Wahrscheinlichkeit geht gegen Null.

 

Falls du zu den ängstlicheren Frauen gehörst, mach einen Selbstverteidigungskurs, der stärkt enorm dein Selbstbewusstsein! Er gibt Selbstsicherheit und es ist gut zu wissen, wie man bei einem Angriff richtig reagiert und sich verteidigen kann. Allein das Wissen darum lässt dich ganz anders auftreten und wirkt schon abschreckend auf einen Bösewicht.

Ein weiteres Argument gegen meine Alleinreisen, das mir oft begegnet, ist die Aussage: Das wäre mir viel zu einsam, so mit keinem reden zu können. Und die schönen Erlebnisse mit keinem teilen zu können. Dazu sage ich:

Es ist ein Geschenk, sich selbst genug zu sein!

Allein zu reisen oder zu wandern bedeutet eine ungeheure Nähe zu sich selbst. Der Begriff Einsamkeit ist in der Regel eher negativ besetzt, er birgt aber meiner Erfahrung nach auch großes Potential, sich selbst zu begegnen und sich und seine Gefühle intensiver wahrzunehmen.


Bist du mit anderen in einer Gruppe unterwegs, hast du diese Möglichkeit, dich auf dich selbst zu besinnen, nicht. Die Ablenkung durch Gespräche mit den anderen ist dann zu groß.

 

Irgendwo habe ich mal gehört, dass das mit unseren Steinzeit-Erfahrungen zu tun haben könnte. In der Steinzeit war es überlebensnotwendig, in einer Gruppe auf Wanderschaft zu sein. Das macht irgendwo Sinn. Zu der Zeit war es tatsächlich gefährlicher, wenn man außerhalb einer Gruppe allein auf den Säbelzahntiger stieß. Nun, das hat sich ja zum Glück geändert.

 

Fakt ist, ich denke über alles, was passieren könnte, nicht großartig nach! Ich mache mir keinerlei Gedanken über Eventualitäten und ungelegte Eier oder darüber, was passieren könnte. Ich tu es einfach!

Nachdenken kann ich immer noch früh genug, wenn mir der Reifen geplatzt ist. Dann telefoniere ich mal eben mit Neuseeland.

Ihr lieben Frauen: Habt MUT und geht auch mal alleine los!

Fangt mit einer kleinen Wanderung an, dann steigert ihr das Ganze Stück für Stück zu einer Tageswanderung. Habt ihr euer Selbstbewusstsein aufgebaut, keine Sorge, das passiert von ganz alleine, unternehmt alleine einen Kurztrip am Wochenende. Ihr werdet sehen, das erweitert enorm den Horizont!

 

Wie ist deine Meinung zu diesem Thema? Schreib sie mir doch in den Kommentar! :o)

 

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Sandra (Samstag, 26 März 2022 19:18)

    Hallo Britta.

    Superschöner Blog mit ganz wundervollen Fotos. Du schreibst ein tolles Statement im Beitrag, sich von der Angst der anderen nicht anstecken zu lassen. Sehr gute Idee.

    Liebe Grüße
    Sandra

  • #2

    Britta (Samstag, 26 März 2022 19:22)

    Hi Sandra,

    danke für dein tolles Feedback und dein Kompliment! Das freut mich sehr!

    Liebe Grüße,
    Britta