Größte Nuss der Welt: Coco de Mer im Vallée de Mai
Inselhopping mit dem Segelschiff auf den afrikanischen Seychellen

Werbehinweis
Transparenz ist mir wichtig – auch (oder gerade) auf so einer Traumreise wie den Seychellen: Meine Segelreise auf den Seychellen wurde unterstützt von Silhouette Cruises , dem Seychelles Tourism Board und der Agentur John Will Kommunikation – ein ganz herzliches Dankeschön dafür! Trotzdem gilt wie immer: Ich lasse mich nicht beeinflussen und schreibe, was ich erlebt habe - unabhängig, fair, ehrlich und auf meine eigene Weise.
Um fünf Uhr morgens legt die Sea Bird ab, gleitet leise hin und her schwankend durch das dunkle Wasser, das gefühlt direkt neben mir bzw. neben meiner Koje vor die Bordwand schwappt. Ich steige gegen halb sieben an Bord, setze mich am Bug auf meinen Lieblingsplatz. Die Sonne hat schon an Höhe gewonnen, taucht den frühen Morgen in Pastellfarben, als wir vor dem Anse Petite Anker werfen. Adam steht vorn im Bug, barfuß wie immer, den Blick auf die Küste gerichtet und winkt mich zu sich. Er ist gebürtiger Kenianer und lebt seit 26 Jahren hier auf den Seychellen. Er arbeitet als Tauchlehrer und sagt, er sei immer noch glücklich darüber, weil er auf diese Weise mit seinem Traumjob sein Leben finanziert. Alex breitet die Arme aus: "Sieh dich nur um, ist es nicht fantastisch hier?" Ja, Alex, es ist ein Traum!
„Da drüben“, meint er und deutet auf den unübersehbaren Felsen, der aus dem Urwald herausragt, „der Berg sieht aus wie das Gesicht von King Kong.“ Und wow, tatsächlich, ich sehe King Kongs Augen, die Nase, Ohren und Mund, einen riesigen Gorillakopf aus dem Dschungel emporragen.
"Sieh dich nur um, ist es nicht fantastisch hier?" (Tauchguide Alex)


Ich gehe hinunter in meine Kabine, und mache mich bereit für den Tag. Um sieben wird gefrühstückt, draußen im offenen Wohnzimmer. Danach heißt es: Sachen packen, Rucksack schultern, rauf ans Heck. Die beiden Beiboote liegen bereit, schaukeln in den Wellen wie ungeduldige Pferde, die auf ihren Einsatz warten. Wir steigen ein, die Motoren springen an, und in kurzer, spritziger Fahrt setzen sie uns am Strand ab. Der Sand ist wie immer weiß und pulverweich. Hinter dem Strand wartet schon ein kleiner Bus am Straßenrand. Daneben steht unsere Reiseleiterin für heute, Chakira, deren Haar in vielen kleinen geflochtenen Zöpfe kunstvoll zu einem großen Dutt geformt ist. Wir steigen ein. Der Tag an Land beginnt mit einer recht stürmischen Fahrt auf der linken Straßenseite, rein in den Dschungel, auf engen Serpentinen hin und her schwankend in das Zentrum der Insel Praslin: Vallée de Mai, die Heimat der berühmten Coco de Mer.
01. Vallée de Mai Naturpark auf Praslin Island
Info - Vallée de Mai Naturpark - Was gibt es hier zu sehen?
- die größte Coco-de-Mer-Population
- einen zentralen Brutplatz für den seltenen Schwarzen Papagei der Seychellen.
Es gibt ungefähr 500-900 Papageien, die nur auf Praslin vorkommen. Sie nisten in Praslins Palmenwald und ernähren sich hauptsächlich von endemischen Palmenfrüchten und Samen und Blüten von anderen endemischen Pflanzen, aber auch Früchte von Obstbäumen wie, Mangos, Sternfrüchte, Papayas und Bilenbi. - eine von nur zwei Populationen des seltenen Riesen-Bronze-Geckos
- mindestens 14 endemische Reptilien- und Amphibienarten
- im Coco-de-Mer-Wald heimische wirbellose Tiere
- gesunde Populationen von fünf der sechs endemischen Palmenarten der Seychellen.
Zwei beispielhafte endemische Palmenarten sind:- LATANIER FEUILLE ist die häufigste der endemischen Seychellenpalmen. Man findet sie an den Berghügeln der Granitinseln. Traditionell wurden die Blätter von den Einheimischen in der Sonne getrocknet und zu Strohdächern verarbeitet. Von ihr stammen die roten Früchte, die man unter den Palmen auf dem Boden findet.
- LATANIER LATTE kann man leicht an dem Kegel der Plahlwurzeln erkennen. Diese geben der Palme an steilen und rutschigen Hängen Halt. Die äußere Schicht des Stammes ist
sehr hart und widerstandsfähig. Früher haben die Einheimischen lange, schmale Streifen, die "Lattes", abgeschält und zum Bau von Häuserwänden benutzt.
Beide Palmenarten formen einen Baldachin unterhalb der größeren Coco-de-Mer Palmen, werfen damit einen tiefen Schatten und versperren die Sicht in die Kronen der Coco de Mer.
Bei diesem Ort und seiner fantastischen Natur kann man nur ins Schwärmen kommen. Ich bringe Demut, Erfurcht und Begeisterung mit ihm in Verbindung, seit ich ihn erleben durfte! Sobald man den Naturpark Vallée de Mai, der 1983 von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommenwurde, betritt, verändert sich alles. Die Luft ist feuchter und dichter, das Licht wird sanft gefiltert durch ein Dach aus gewaltigen Palmenblättern und der Trubel der Welt bleibt draußen zurück. Der Wind streicht durch das hohe Palmendach, überall raschelt es leise. Wir sind mittendrin – im Herzen von Praslin, auf einem schmalen Weg durch einen der letzten ursprünglichen Palmenwälder der Erde. Es fühlt sich an, als betrete man einen Ort, der sich jeder Zeitrechnung entzieht, ein Stück Urwald, das die Welt vergessen hat. Mit jedem Meter, den wir tiefer in diesen UNESCO-Weltnaturerbe-Park auf Praslin vordringen, wird deutlicher: Hier regiert die Coco de Mer, das Wahrzeichen der Inseln, ein Symbol für Fruchtbarkeit und ein kleines botanisches Wunder.

Info - Coco de Mer Palme
Die Coco de Mer ist eine sagenumwobene Palme, die nur hier auf Praslin und auf der Nachbarinsel Curieuse vorkommt. Ihre Keimzeit beträgt 3-6 Monate. Es gibt männliche und weibliche Palmen und erst wenn die Palme zum ersten Mal blüht ist das Geschlecht bestimmtbar. Bis dahin vergehen ganze 25 Jahre! Jedes neue Blatt lässt sich ein komplettes Jahr Zeit. In einer Welt, die auf Schnelligkeit getrimmt ist, scheint die Coco de Mer mit stoischer Ruhe an etwas zu erinnern, das wir fast vergessen haben: Geduld. Die Wurzeln dieser beeindruckenden Palme reichen so tief, dass sie praktisch unerschütterlich ist, ein Baum, der nicht umfällt. Manche Exemplare können über hundert Jahre alt werden. Ihre Bestäubung übernehmen kleine Geckos und der Wind.

Weibliche und männliche Blütenstände wachsen also separat an verschiedenen Palmen. Die männlichen phallusähnlichen Blütenstände, die meterlang werden können, bilden sehr viele kleine gelbe Blütenpollen. Verreibt man diese Blüten, die eine wichtige Nahrungsquelle für andere Waldbewohner sind, zwischen den Fingern, duften sie nach Popcorn.
Hier in den tropischen Palmenwäldern im Vallée de Mai lebt auch die größte Geckoart der Seychellen, der Seychellen Riesen Gecko (Ailuronyx trachygaster), auch Große Bronze-Gecko genannt. Wir entdecken einen von ihnen, wie er auf den männlichen Blütenständen sitzt und sich sonnt (Bild weiter unten).
Die „Meeresnuss“, wie sie früher auch genannt wurde, verdankt ihren märchenhaften Ruf einem Irrtum: Jahrhundertelang wurden die riesigen Samen ab und zu an indischen, afrikanischen oder maledivischen Stränden angespühlt, weit weg von ihrer Heimat. Fischer hielten sie für Geschenke aus der Tiefe und schworen Stein und Bein, sie stammten von einem geheimnisvollen Unterwasserbaum. Selbst der portugiesische Seefahrer und Entdecker Ferdinand Magellan gab die Story im 16. Jahrhundert weiter. Erst als sich Forscher mitten im Indischen Ozean durch den wilden Wald von Praslin kämpften, kam ans Licht, dass diese „Meereskokosnuss“ ganz irdisch und durchaus standfest an Land wächst, nur eben nirgends sonst auf der Welt.

Die weibliche Frucht der Coco de Mer, ihre Nuss, ist der größte und schwerste Samen im weltweiten Pflanzenreich. Sie wiegt bis zu 25 Kilogramm und braucht sieben Jahre, um zu reifen. Ihre Form ist auffallend sinnlich, von der Natur selbst wie ein Frauenbecken modelliert. Kein Wunder, dass sie schon früh den Beinamen „Liebesnuss“ erhielt und bis heute als erotischste Frucht der Welt gilt. Genau wie die menschliche Fingerabdrücke nie identisch sind, hat jede Nuss ihre eigenes "Gesicht".
Nur wenn Außen- und Innenschale der Coco de Mer zusammenbleiben, kann aus ihr neues Leben entstehen. Getrennt voneinander bleibt sie unfruchtbar. Das ist auch der Grund, warum beides nur einzeln die Inseln verlassen darf: Die Coco de Mer soll endemisch bleiben, also weiterhin nur auf den Seychellen wachsen!
Die Einheimischen haben in Bezug auf die Fruchtbarkeit der Coco de Mer jedoch ihre eigene Theorie: Angeblich treffen sich die Palmen in stürmischen Nächten zum Rendezvous, und niemand darf sie dabei beobachten – wer es doch versucht, so sagt die Legende, überlebt es nicht.
Kurz habe ich überlegt, eine Coco de Mer in meinem Koffer nach Hause zu schmuggeln. ;-) Aber dafür ist sie schlicht zu sperrig, zu schwer und auch zu berühmt. Wer ein legales, nummeriertes Exemplar ergattert, zahlt ordentlich und muss Papiere vorweisen, dass das gute Stück aus nachhaltiger Quelle stammt.
Info - Coco de Mer "Schale"

An der Basis einer Coco-de-Mer-Palme befindet sich eine extrem dichte und haltbare "Schale", die von zahlreichen fingergroßen Löchern durchzogen ist und einem riesigen Sieb ähnelt. Die Schale bildet eine Fassung, in die die bauchige Basis des Stammes passt. Die zähen, flexiblen, seilartigen Wurzeln verlaufen durch die Löcher in der Schale und verankern die Schale im Boden.
Es wird angenommen, dass diese Anordnung eine gewisse Beweglichkeit des Stammes bei starkem Wind ermöglicht, da der Stamm selbst unflexibel ist und sich im Wind nicht wie der Stamm einer Kokospalme biegen kann.
Tote, stehende Coco-de-Mer-Stämme verrotten langsam und sind der bevorzugte Nistplatz des Seychellen-Schwarzpapageis. Die Coco-de-Mer-Schale ist jedoch extrem widerstandsfähig und bleibt viele Jahre lang erhalten.




Die Reaktionen auf sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Während Naturfreunde ins Schwärmen geraten, kichern jugendliche Besucherinnen verstohlen und prüde Amerikaner wenden rasch den Blick ab. Und doch: Wer hier steht, unter den uralten Kronen dieser Palmen, spürt, dass man Zeuge von etwas Einzigartigem ist. Einem Gleichgewicht, das seit Jahrtausenden funktioniert – langsam, beständig und unerschütterlich – einfach nur großartig!
Und dann stehen wir vor der höchsten Palme im Park. Der „King“ unter den Coco de Mer – mit über sechzig Metern so hoch, so dass ich seine Palmenkrone gar nicht sehen kann. Wer ihn berührt und sich dabei etwas wünscht, darf hoffen, dass es in Erfüllung geht, denn dieser Ort hat etwas Magisches. Vielleicht, weil hier noch alles in sich ruht. Vielleicht, weil der Mensch hier nur Gast ist. Oder vielleicht, weil man tief in sich spürt: Solche Orte braucht es, wenn wir nicht vergessen wollen, wie ursprünglich, verwurzelt und wunderbar diese Welt sein kann!
Im Dschungel des Vallée de Mai entdecken wir aber mehr als nur Palmen. Zwischen den Stämmen huschen Eidechsen und Geckos umher, handtellergroße Spinnen (zum Glück alle ungiftig) spannen ihre Netze zwischen Blättern so groß wie Sonnenschirme, und exotisch trällernde Vögel begleiten uns auf unserem Weg. Chakira zeigt uns einen Baum, dessen Blätter nach vier Gewürzen gleichzeitig duften: Zimt, Pfeffer, Muskat und Nelken. Und dann ist da noch diese Palme "Latanier Feuille" (siehe 1. Infokasten) mit den kleinen roten Früchten. Sie liegen immer wieder auf dem Boden und werden gerne gesammelt und zu Schmuck verarbeitet. Drei davon sollen Glück bringen, sagt man hier. Ich habe schon das Glück, dass ich hier sein darf, trotzdem sammel ich einige auf für meine Lieben daheim.

02. Anse Volbert beach auf Praslin Island
Nach dem Spaziergang durch den faszinierenden Urwald des Vallée de Mai bringt uns unser Bus zurück ans Meer. Am Anse Volbert beach, den wir auf unserem Rückweg zum Boot besuchen, halte ich wieder einmal kurz den Atem an! Dieser Strand ist ein weiteres Beispiel für die Traumstrände der Seychellen: kilometerweit feiner weißer Sandstrand, ein türkisfarbenes Meer und Palmen, die sich leicht im Wind wiegen. Einzig die typischen Granitfelsen vermisse ich hier. Eineinhalb Stunden lang lassen wir uns treiben. Einige schlendern durch die kleinen Läden am Rand, andere suchen sich ein ruhiges Plätzchen im Schatten, so wie ich, und genießen diesen Traumblick auf das Meer.
Gegen ein Uhr kehren wir auf die Sea Bird zurück. Der Duft von frisch zubereitetem Lunch liegt in der Luft – es gibt verschiedene Salate, Reis und knuspriges Hühnchen. Dann: wieder hinaus auf's Wasser - um 15 Uhr heißt es Flossen anziehen und die Unterwasserwelt begrüßen. Wir werden mit dem Boot zur Küste gefahren, tauchen ein in das kristallklare Türkis, schnorcheln hier am Riff entlang und lassen uns von den Fischen begeistern!
Das Leben unter Wasser ist still und farbenfroh, ich höre nur mein eigenes Blubbern und lasse mich treiben, vergesse fast, dass es da oben noch eine andere Welt gibt. Immer wieder werde ich abgetrieben, heute herrscht ordentlicher Wellengang. Ich versuche trotzdem, den Fischen zu folgen, aber meistens sind sie schneller als ich. Ein Schwarm Großmaulmeeräschen fesselt meine Aufmerksamkeit, es sind sicher mehr als dreißig, die immer im Kreis schwimmen. Das dient dazu, sich vor Raubtieren zu schützen, lese ich später nach, aber auch um Energie zu sparen und ihre Chancen auf Nahrungssuche zu erhöhen. Einige Doktor- und Papageienfische gesellen sich immer wieder hinzu und schwimmen zwei drei Runden mit.
Zwischendurch treffe ich immer wieder mal auf Susanne. Sie erzählt mir später, dass sie in einer Felshöhle eine Muräne entdeckt hat, die aber leider sofort wieder darin verschwand. Ich schnorchle weiter, ein Barrakuda gleitet vorbei, plötzlich die hektische Bewegung eines kleinen Lebewesens, ich schaue genauer hin... es ist ein kleiner Kalmar oder Tintenfisch! Erstaunlich, wie unglaublich schnell er sich entfernt, als er mich entdeckt. Ich beobachte einen kleinen Halfterfisch, als ein wunderhübscher kräftig blauer Koran-Kaiserfisch in meinem Sichtfeld auftaucht... und zack, auch sofort wieder verschwindet, um dann augenblicklich wieder zurück zu schwimmen. In zackigen Bewegungen schwimmt er hektisch hin und her, so schnell, dass ich ihm gar nicht folgen kann. Wie herrlich es ist, in diesem warmen Ozean zu schnorcheln!
Zurück an Bord füttern die Batfishs und anderen Fische vom Schiff aus, so lassen sie sich herrlich beobachten, und entspannen an Bord. Dann beginnt ein schnelleres Verblassen des Tages, als wir es von zu Hause kennen, dennoch ein leiser Übergang vom warmen Licht zum farbigen Glühen am Himmel. Wieder dieses Dinner, das mehr ist als eine Mahlzeit – es ist wie jedesmal ein kleines Fest. Heute gibt es leckere Hühnerbrühe und geräucherten Schwertfisch. Der Sonnenuntergang ist ein Feuerwerk aus Gold und karminroten Strahlen am Horizont, und gerade, als man denkt, es könnte nicht schöner werden, taucht über Praslin der Vollmond auf – rund, hell und still, als würde er über uns wachen. Und vielleicht tut er das ja auch.

3. Tag meiner Segelkreuzfahrt auf den Seychellen
2. Tag meiner Segelkreuzfahrt auf den Seychellen
1. Tag meiner Segelkreuzfahrt auf den Seychellen
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